Der Blogbeitrag ist der zweite Teil der Reihe „Methoden der Anforderungsanalyse“. Die Anforderungsanalyse ist eine entscheidende Phase bei der Entwicklung einer Software oder eines IT-Systems. Sie umfasst das Erheben, Dokumentieren und Validieren der Anforderungen und Rahmenbedingungen an das Endprodukt. Passieren Fehler in den einzelnen Disziplinen kann das erhebliche negative Konsequenzen auf den Projekterfolg haben. Schätzungsweise 15-50% aller IT-Projekte scheitern. Der Hauptgrund ist der, dass die Anforderungen des Kunden bzw. der Projekt-Stakeholder nicht ausreichend verstanden werden.
Die Blogbeitragsreihe „Methoden der Anforderungsanalyse“ soll Ihnen als Anforderungsmanager, Product Owner oder Produktmanager dabei helfen, die Anforderungsanalyse zu meistern und die Weichen für einen erfolgreichen Projektverlauf zu stellen. In diesem ersten Teil werde ich sieben essentielle Methoden zur Erhebung von Anforderungen vorstellen. Die Erhebung von Anforderungen ist die wichtige Basis dafür, dass schlussendlich alle relevanten Informationen gesammelt werden, die notwendig sind, um die Anforderungen an das System zu spezifizieren. Methoden zur Dokumentation der Anforderungen finden Sie im zweiten Teil.
Methoden der Anforderungsanalyse - Übersicht
Befragungen / Interviews
Die Befragung von Stakeholdern ist die Basismethode zur Erfassung von Anforderungen. Strukturierte Interviews helfen dabei, die Bedürfnisse, Wünsche und Herausforderungen der Stakeholder zu verstehen. Dieses Verständnis ist für die Konzeption und Implementierung der Lösung essenziell. Wichtig ist hierbei, dass alle Stakeholder, die von dem Projekt betroffen sind, befragt werden, sodass das Ziel der Vollständigkeit der Anforderungen erreicht werden kann.
Stakeholderanalyse
Und da kommen wir direkt zur zweiten wichtigen Methode. Die Stakeholderanalyse umfasst die Identifikation der vom IT-Projekt beteiligten Interessensgruppen sowie deren Einfluss im Projektprozess. Nur wenn diese Informationen korrekt und vollständig vorliegen, ist gewährleistet, dass auch die Anforderungen vollständig erhoben werden können.
Umfragen & Fragebögen
Mit Hilfe von Umfragen & Fragebögen lassen sich die Anforderungen einer großen Zahl von Interessengruppen erfassen. Der Vorteil gegenüber Befragungen ist, dass relativ effizient Anforderungen einer großen Anzahl von Personen erhoben werden können. Der Nachteil ist allerdings, dass im Gegensatz zu Befragungen keine Nachfragen möglich sind, die aber ggf. wichtig sind, um ein klares Bild der Anforderungen zu erhalten. Auch wenn Umfragen durchgeführt werden, empfiehlt es sich also immer auch einzelne Stakeholder persönlich zu befragen.
Anforderungsworkshops
Bei Anforderungsworkshops handelt es sich um strukturierte Sitzungen, in denen Stakeholder und Analysten zusammenarbeiten, um Anforderungen zu definieren und zu priorisieren. Der Vorteil gegenüber Einzelinterviews liegt zum einen darin, dass eine Gruppendynamik entsteht und zum anderen Widersprüche von Anforderungen schnell erkannt und diskutiert werden können. Dies zahlt positiv auf die Qualität der Anforderungsanalyse ein. Anforderungsworkshops eignen sich insbesondere zu Beginn der Anforderungsanalyse, wenn der grobe Scope des Produktes festgelegt wird.
Feldbeobachtung
Die Beobachtung von Benutzern in ihrem Arbeitsalltag kann wertvolle Erkenntnisse über ihre Bedürfnisse und Verhaltensweisen liefern. Diese Methode wird häufig im Bereich der Mensch-Computer-Interaktion (HCI) und des UX-Designs (User Experience Design) eingesetzt. Konkret handelt es sich dabei um eine wertvolle Methode in Projekten, in denen das zu entwickelnde System ein Altsystem ablösen soll. In dem Fall kann die Beobachtung von Benutzern in Interaktion mit dem bestehenden System wertvolle Hinweise auf positive und negative Aspekte im momentanen Zustand liefern. Auch in agilen Projekten kann die Feldbeobachtung genutzt werden, um den Umgang mit einem neuen Produktinkrement zu analysieren und neue Anforderungen an das System zu erheben.
Dokumentenanalyse
Nicht nur menschliche Stakeholder liefern Erkenntnisse über den notwendigen Funktionsumfang der Software bzw. des IT-Systems. Auch Dokumente können wichtige Informationen über Anforderungen und Rahmenbedingungen des zu entwickelnden Produktes liefern. Beispiele für solche Dokumente sind Benutzerhandbücher von Altsystemen, benachbarten Systemen oder Konkurrenzsystemen sowie regulatorische Dokumente.
Prototyping
Die Erstellung eines Prototyps des Systems oder der Software kann eine effektive Methode sein, um Anforderungen zu ermitteln, genauer zu spezifizieren und zu validieren. Ziel dieser Methode ist es, die Anforderungen der Stakeholder nicht auf theoretischer Grundlage in Form von Befragungen oder Interviews zu erheben, sondern auf einer praktischen Basis. Dies hat den Vorteil, dass Nutzer bei Interaktion mit dem Prototypen viel besser äußern können, was ihnen fehlt oder ob die Umsetzung ihren Erwartungen tatsächlich entspricht.
Ich hoffe, dass Sie aus diesem Blogbeitrag viel für Ihre Praxis als Anforderungsmanager, Product Owner oder Produktmanager mitnehmen können. Sie möchten die Methoden tiefer im Detail kennen lernen? Schreiben Sie es mir gerne in die Kommentare und ich schreibe gerne einen detaillierteren Beitrag über ausgewählte Methoden!
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