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5 Methoden der Anforderungsanalyse (Anforderungen dokumentieren)

Methoden der Anforderungsanalyse (Anforderungen dokumentieren)

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Der Blogbeitrag ist der zweite Teil der Reihe „Methoden der Anforderungsanalyse“. Die Anforderungsanalyse ist eine entscheidende Phase bei der Entwicklung einer Software oder eines IT-Systems. Sie umfasst das Erheben, Dokumentieren und Validieren der Anforderungen und Rahmenbedingungen an das Endprodukt. Passieren Fehler in den einzelnen Disziplinen kann das erhebliche negative Konsequenzen auf den Projekterfolg haben. Schätzungsweise 15-50% aller IT-Projekte scheitern. Der Hauptgrund ist der, dass die Anforderungen des Kunden bzw. der Projekt-Stakeholder nicht ausreichend verstanden werden.

Die Blogbeitragsreihe „Methoden der Anforderungsanalyse“ soll Ihnen als Anforderungsmanager, Product Owner oder Produktmanager dabei helfen, die Anforderungsanalyse zu meistern und die Weichen für einen erfolgreichen Projektverlauf zu stellen. Im ersten Teil habe ich sieben essentielle Methoden vorgestellt, wie Anforderungen richtig und vollständig erhoben werden können. In diesem Teil werde ich fünf wichtige Methoden zur Dokumentation dieser Anforderungen vorstellen. Eine verständliche, nachvollziehbare und eindeutige Dokumentation ist essentiell, damit die Anforderungen diskutiert, vom Auftraggeber abgenommen und von den Entwicklern in den Folgephasen zur Lösungsfindung genutzt werden können.

Methoden der Anforderungsanalyse - Übersicht

Anwendungsfälle (Use Cases) und Aktivitäten

Anwendungsfälle (auch Use Cases genannt) beschreiben, wie Benutzer mit dem System interagieren. Sie werden in einem sogenannten Anwendungsfall-Diagramm sowie ggf. ergänzenden Anwendungsfall-Tabellen modelliert. Das Diagramm ist Teil der Unified Modeling Language (UML) und damit eine standardisierte Art der Dokumentation. Die Modellierung von Anwendungsfällen hilft bei der Ermittlung der funktionalen Anforderungen und des Systemverhaltens in einer frühen Phase der Anforderungserhebung. Anwendungsfälle können wunderbar als Diskussionsgrundlage in Anforderungsworkshops beispielsweise genutzt werden.

Use Case Diagramm

Anwendungsfälle wiederum lassen sich sehr gut in Aktivitäten (also Teilprozesse der Use Cases) aufgliedern und in einem sogenannten Aktivitätsdiagramm (ebenfalls Bestandteil der UML) modellieren. Diese helfen dabei komplexe Use Cases übersichtlich zu dokumentieren.

Aktivitätsdiagramm

Tool-Tipp: Use-Case- und Aktivitätsdiagramme sowie viele andere Diagramme im Bereich Anforderungs-, Produkt- und Innovationsmanagement lassen sich wunderbar mit der Software Lucidchart modellieren. Ein All-In-One-Paket und aus meiner Sicht ein absolutes Must-Have im Bereich IT-Management.

Benutzergeschichten (User Stories)

In der agilen Vorgehensmodellen (z.B. Scrum) werden in der Regel Benutzergeschichten (auch User Stories genannt) zur Anforderungsspezifikation genutzt. Dabei handelt es sich um kurze, informelle Beschreibungen eines Features oder einer Funktionalität aus der Perspektive eines Nutzers des Systems. Eine User Story besteht in der Regel aus der Beschreibung der Nutzerrolle, des Features und des Zwecks, warum die Nutzerrolle das Feature benötigt. Außerdem wird sie in der Feinspezifikation um Akzeptanzkriterien angereichert. User Stories erlauben dem Leser, sich in den Nutzer hineinzuversetzen und sich mit ihm identifizieren zu können.

Beispiel: Als Kunde möchte ich regelmäßig über Angebote im Shop informiert werden, damit ich die für mich interessanten Angebote sofort wahrnehmen kann.

Anforderungsschablone nach Rupp

In Projekten nach dem Wasserfallmodell werden Anforderungen in Anforderungsdokumenten häufig final mit Hilfe der Anforderungsschablone nach Chris Rupp beschrieben. Diese Art der Dokumentation bietet eine hervorragende Grundlage, um Anforderungen nach höchsten qualitativen Ansprüchen (Vollständigkeit, Eindeutigkeit, Korrektheit usw.) zu dokumentieren. Die Anforderungsschablone besteht aus der Verbindlichkeit der Anforderung, dem System, der Nutzerrolle, dem Objekt und dem Prozesswort, mit dem beschrieben wird, was der Nutzer mit dem Objekt im System im Rahmen der Anforderung tun können soll, muss bzw. wird. Falls die geforderte Funktion nur in bestimmten Fällen ermöglicht werden soll, kann zusätzlich eine Bedingung ergänzt werden

Beispiel: Wenn der Kunde sich am Online-Shop angemeldet hat, muss der Online-Shop ihm die Möglichkeit bieten, ein Produkt in den Warenkorb zu legen.

Geschäftsprozessmodellierung mit der BPMN

Geforderte Funktionalitäten eines Systems sind nie Selbstzweck. Sie dienen immer der Verbesserungen von Geschäftsprozessen. In vielen Fällen hilft es, sich zu Beginn der Anforderungsanalyse einen Überblick über die relevanten Geschäftsprozesse zu verschaffen. Prozessflussdiagramme helfen dabei, komplexe Geschäftsprozesse übersichtlich und verständlich zu machen. Die bekannteste Art der Dokumentation von Prozessen ist die BPMN (Business Process Model and Notation).

Qualitätsmerkmale für nicht-funktionale Anforderungen

Die ersten vier Dokumentationsmethoden beziehen sich auf die Beschreibung von funktionalen Anforderungen bzw. auf Hilfsdokumentationen, um die funktionalen Anforderungen auf dieser Basis dokumentieren zu können. Neben funktionalen Anforderungen gibt es auch nicht-funktionale Anforderungen. Diese Art von Anforderungen werden von den Stakeholdern meist nicht direkt genannt. Glücklicherweise gibt es die ISO-Norm 25010, die die Qualität einer Software definiert und den Rahmen nicht-funktionaler Anforderungen vorgibt, an dem man sich bei der Anforderungsermittlung und -dokumentation orientieren kann. Die darin erhaltenen Qualitätsmerkmale sind die Benutzbarkeit (Usability), die Performanz, die Wartbarkeit, die Zuverlässigkeit, die Portierbarkeit, die Sicherheit, die Portabilität und die Funktionalität. Alle Anforderungen, die sich nicht auf das Qualitätsmerkmal Funktionalität beziehen, sind nicht-funktionaler Art. Sie können nach den einzelnen Qualitätsmerkmalen strukturiert formlos dokumentiert werden.

Beispiel: Qualitätsmerkmal Zuverlässigkeit: Das System muss jeden Tag für 24 Stunden lauffähig sein.

Ich hoffe, dass Sie aus diesem Blogbeitrag viel für Ihre Praxis als Anforderungsmanager, Product Owner oder Produktmanager mitnehmen können. Sie möchten die Methoden tiefer im Detail kennen lernen? Schreiben Sie es mir gerne in die Kommentare und ich schreibe gerne einen detaillierteren Beitrag über ausgewählte Methoden!

Sie benötigen ein umfangreiches Wissen und Best Practices, wie Sie als Produktmanager, Anforderungsmanager, Product Owner oder Innovationsmanager Anforderungen richtig ermitteln, dokumentieren, prüfen und verwalten? Innerhalb weniger Tage befähige ich Ihr Team als Coach und Berater dazu, Anforderungen in agilen, Wasserfall- und Innovationsprojekten so zu spezifizieren, dass Sie in der Lage sind Produkte zu entwickeln, die Kunden begeistern!

Ihnen fehlt nicht nur das Know-How, sondern auch die Man-Power? Sie haben aber ein wichtiges IT-Projekt auf dem Tisch liegen, bei dem Sie auf einen erfahrenen Product Owner oder Anforderungsmanager zurückgreifen wollen? Erzählen Sie mir gerne mehr über Ihr Projekt und ich unterstütze Sie gerne als externer Dienstleister!

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